Samstag, 5. März 2016

Um Gottes Willen bloggen


In einem bekannten Kinderlied wird die rhetorische Frage nach der Anzahl der Sterne gestellt, die wir am Himmel sehen können. Wenn ich mir die explodierende Anzahl von Inhalten im world wide web anschaue, dann frage ich mich, ob hier nicht schon ähnlich unbegreifbare, astronomische Zahlen zu nennen sind. Auch fokussiert auf blog-Beiträge hat schon die Auswahl an „katholischen“ blogs eine kaum enden wollende Liste zusammengebracht.

Was ist da schon mein kleiner Beitrag in diesem expandierenden Informationskosmos? Das sehen doch eh nur meine Freude? Meine Familie? Meine Gleichgesinnten?
Ist es wichtig genau zu überlegen und zu überprüfen, was ich „like“ und „teile“? Wofür stehe ich mit meinem Namen und meinen Funktionen oder Ämtern? Was für Phantasien lösen Verbindungen zu bestimmten Themen und Seiten aus?
Was darf ich aus der vielleicht Vielzahl meiner Stimmungen und Gefühle (und Ängste?) einfach so meine Veröffentlichungen bestimmen lassen?

Viele Fragen, die ich an einem kleinen Beispiel der heutigen Medienwelt andocken will:

Bei dem von Milliarden Menschen täglich genutzten Netzwerk gibt es nahezu unendlich viele Gruppen. Praktisch jede Stadt und jeder Ortsteil hat von Privatpersonen moderierte Foren und Interessenvereinigungen. Z.B. für Sankt Augustin gibt es mit einer Zahl von nahezu 10% der Bevölkerung eine solche. Hier werden dann bestimmte Themen diskutiert, manche Dinge aber auch von den Moderatoren zugunsten der mehrheitlichen Interessen ausgeschlossen. Im konkreten Fall wurden die teils dann sehr heftig geführten Diskussionen über Flüchtlinge in der Stadt in eine Gruppe „Flüchtlingsdiskussionen“ ausgelagert. Hier haben dann unterschiedliche Meinungsvertreter miteinander gerungen. Neulich haben dann aber die verantwortlichen Moderatoren viele Mitglieder, vor allem lokale Politiker, aus dieser Gruppe ausgeschlossen. Andere Gruppen werden direkt geheim gegründet und nur untereinander verbreitet. Der Name einer solchen Gruppe (z.B. „Nein zur Flüchtlingsunterkunft“) lässt das Thema erahnen, die offen einzusehende Mitgliederliste bringt die Namen beim Betrachten damit in Verbindung.

Was bewegt Menschen, sich in solchen Gruppen zu beteiligen oder stark zu machen? Welche Stimmungen und Nachrichten werden dort verbreitet? Findet dort ein Dialog statt oder ist es schlicht und einfach auch Hetze? Was ist Wahrheit? 

Ich finde es wichtig im Dialog zu bleiben. Es gehört allerdings auch ein Mindestmaß an respektvollem Umgang dazu. Es ist wichtig, dass wir möglichst entgegenwirken, dass sich selbst verstärkende abgeschlossene Parallelwelten sich radikalisieren und sich gegen jeglichen Informationsaustausch abschotten.
Und jede und jeder sollte gut überlegen, mit welchen Erscheinungswelten er sich solidarisiert.
Meiner Meinung nach widersprechen manche Botschaften einer christlichen Grundausrichtung.
Das sollten manche vermeintliche Verteidiger des christlichen Abendlandes bedenken.

Gruß

Marcus

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